Agile Softwareentwicklung bezeichnet eine Strategie, in der der Kunde regelmäßig in die Überprüfung und Korrektur der Entwicklungsziele eingebunden wird. Diese Herangehensweise an ein Softwareprojekt ist für viele eine fundamentale Veränderung gegenüber den Jahrzehnte praktizierten Methoden, bei denen der Kunde ein Pflichtenheft mit Anforderungen erstellt, der Entwickler ein Lösung vorschlägt (Lastenheft) und sich beide noch vor der Bestellung über die genaue Funktionalität der zu liefernden Software sowie den Preis einigen. 

v2o entwickelt seit 1996 Software für industrielle Anwendungen. Das starre Auftragsverfahren wurde schnell als unpraktisch empfunden, und da unsere Geschäftsbeziehungen immer schon auf guten Erfahrungen und Vertrauen basierten, konnten wir schnell von diesem System Abstand nehmen. Praktisch erwies sich, in Hinblick auch auf die Budgetierung, eine Aufteilung in verschiedene Projektstufen, die dem Kunden vorab vorgestellt, dann entwickelt und nach Abschluß der vereinbarten Schritte abgenommen und bezahlt wurden. Erst dann folgte der nächste Schritt mit der Implementierung neuer Funktionen und Module.

Im Grund ist die agile Softwareentwicklung für uns nicht revolutionäres.

In der Praxis stellen viele Entwickler allerdings fest, das dieses Vorgehen nicht immer und vor allem nicht bei jedem Kunde anwendbar oder gewünscht ist. Persönlich habe ich festgestellt, das insbesondere Industrielle Kunden und deren Mitarbeiter gerade die Mitwirkung und Mitverantwortung scheuen. Immer häufiger sind kompetente Mitarbeiter beim Kunden nicht mehr verfügbar. Ältere und engagierte Kompetenzträger in der ersten Führungsebene wurden in den Abteilungen durch junge, unerfahrene und teils technikfremde Studienabsolventen ersetzt, deren Ehrgeiz auch nur eigennützig und karrierebezogen vorhanden ist.

Diesen Abteilungen ist oft nur schwer zu helfen, da sie selbst nicht mehr in der Lage sind ihre Anforderungen zu erkennen. Consulting und Großkonzerne freuen sich natürlich über diese Entwicklung und nutzen die Unkenntnis für großangelegte und intransparente Beratungsoffensiven, die in aufgeblähten Projekten mit immensen Kosten enden. Nachher ist die Ernüchterung groß, wenn das super teure Projekt die Anforderungen nicht vollumfänglich erfüllt.