Aus Erfahrung kann man sagen, dass die IT Systeme in der Industrie sich eher langsam und konservativ entwickelten. Das ist besonders bei der langwierigen Trennung von Windows XP deutlich geworden. Als dieser Prozess dann endlich zugunsten von Windows 7 abgeschlossen war, lief der Microsoft Support für das Betriebssystem schon wieder aus. Aktuell laufen bei den großen Firmen immer noch Umstellungen auf Windows 10, nicht zuletzt weil immer noch nicht alle nötigen Treiber und Applikationen für Windows 10 angepasst wurden.
Geschätzte 30% der Anwendungen halten aber auch bei diesen 'Last Minute Updates' nicht schritt und bleiben so lange unangetastet, bis sich wirklich keiner mehr traut etwas zu ändern. Diese Oldtimer bedrohen aber signifikant Ihre Produktionssicherheit - nicht weil Hacker eindringen, sondern weil ihr Ausfall irgendwann passieren wird. Dann kennt sich keiner mehr mit der alten Technik und ihrer Programmierung aus.
Problematisch sind alte Betriebssysteme dann, wenn Anlagen mit dem Internet verbunden werden, bzw. Netze mit der Cloud verbunden werden. Dann sind alte Betriebssysteme sicherheitstechnisch nicht mehr vertretbar. In der Regel geht das Upgrade aber relativ leicht, da sogar VB6 Programme und insbesondere VC++6 Programme noch auf Windows 10 laufen. Die Hardware hat oft ihre geplante Laufzeit schon lange überschritten und ist sowieso fällig. Probleme gibt es oft mit der Lizenzpolitik der Softwarelieferanten, da hier beim Wechsel der Betriebssysteme gerne noch mal Geld gefordert wird. Besonders dreist ist hier Siemens, die z.B. ihren OPC Server für die Brandmeldeanlage auf einzelne Servicepacks von Windows beschränkt. Für die gleiche Software auf einem anderen Betriebssystem ist der volle Lizenzpreis zu zahlen.
Treiber für Hardware oder Kommunikation sind oft unter Windows 10 nicht mehr einsetzbar, da ein fehlendes Zertifikat die Installation verhindert. Hier müssen evtl. Ersatzprodukte gefunden werden.
Interessant ist diese Seite mit der Historie zu Dos und Windows Betriebssystemen.
Wer immer noch eine alte Siemens S5 in seiner Produktion findet, der hat inzwischen ein massives und reales Problem. Weder kann man funktionierende Komponenten bei Ebay finden, noch findet man Experten die die alten Steuerungen noch programmieren möchten. Schon bei der Installation der Treiber von Microsoft DOS, droht das Scheitern. Dann muß die alte Simatic S5 Software installiert und lizenziert werden. Dazu dürfte wohl noch ein Diskettenlaufwerk vonnöten sein. Und dann kommt erst der große Brocken mit den Bussystemen. Die serielle Verbindung des Programmiergerätes ist da sicher das geringste Problem. Ich denke da an Kommunikationsbaugruppen für Profibus FMS oder H1. Wissen Sie noch was es mit Prodave auf sich hatte? Die nötigen Treiber sind in den letzten Jahren fast komplett aus dem Internet verschwunden. Gut, wer noch ein paar alte, lesbare Disketten hat.
Auch die S7 gehört natürlich nicht mehr zu den aktuellen Steuerungen, auf jeden Fall was die Kommunikation angeht. Hier kann aber mit kleinem Aufwand etwas getan werden. Ein "Embedded OPC UA-Server" z.B. von der Firma IBH Softec, kann die Steuerung wieder ins Spiel bringen. Integration in Industrie 4.0 somit kein Problem. Dieses Hutschienengerät unterstützt Simatic S5, S7-300, S7-400, S7-1200, S7-1500.
Unsere älteste, immer noch eingesetzte Software stammt aus dem Jahr 1999. Sie tut noch immer ihren Dienst und wird auch noch weltweit als Produkt mit der vertriebenen Hardware ausgeliefert. Die Software war so ausgereift, das in den letzten 10 Jahren keine Änderungen mehr vorzunehmen waren. Das ist allerdings eine Ausnahme denn häufig haben ältere Programme eine Vielzahl bekannter und unbekannter Fehler, sowohl strukturell als auch in der Programmierung. Auch sind die erfasste Daten oft nicht von außen zugänglich, evtl. noch in Access oder in MSDE Datenbanken gespeichert.
Die komplett zu ersetzen ist natürlich eine Option, die geprüft werden muss. Wie hoch ist der Aufwand für eine Neuentwicklung und wie systemrelevant ist das alte Programm. Hat sich die Software über viele Jahre bewährt und erfüllt sie immer noch die Anforderungen, so kann man versuchen sie in die moderne Infrastruktur einzubinden und Datensilos zugunsten eines freien Informationsflusses aufzulösen.
Wir helfen Ihnen bei der Restrukturierung und Optimierung des Quellcodes und machen ihre Software stabiler, damit Sie sie diese noch eine Zeit lang benutzen können. Natürlich entwerfen und entwickeln wir Ihnen auch ein komplett neues Programm mit zukunftsweisenden Technologien, z.B. auf Net Core. Wenn es sinnvoll ist, analysieren wir vorab die alten Sourcen, um etwaige nicht dokumentierte Funktionen zu sichern.
Prozessleitsystem mit ihren immensen Lizenzkosten laufen nicht selten 15 bis 20 Jahre. Auch hier müssen natürlich Ressourcen vorgehalten werden, nicht nur Betriebssysteme sondern auch Installationsdatenträger, Kommunikationshardware, Dongel und kompatible PC Hardware. Einige Versionen, z.B. Wizcon/2 sind bereits so alt, dass sich im Internet nicht mal mehr ein Logo dieser Software finden lässt. Und trotzdem lassen sich Applikationen mit vertretbarem Aufwand auf aktuelle Systeme hieven. Voraussetzung ist allerdings, dass man das alte System noch mal zum Laufen bringt.
Bei allen alten Wizcon Systemen (ab Wizcon/2 und Wizcon for Windows) können wir den Großteil einer Applikation, sprich Bilder, Tags und Alarme retten. Die Kommunikation kann auf andere Busse oder Treiber umgestellt werden, ohne strukturelle Veränderungen vornehmen zu müssen.